Vorwort zur Pagode 280 SL 6.3

Warum verbinde ich ein zierliches Auto wie die Pagode mit einem 6.3 Liter V8 Motor? Lassen Sie mich die Geschichte dieses Wagens erzählen.

Wie allgemein bekannt ist, wurde der Motor zuerst in den ab 1963 gebauten Typ 600, also den „Großen Mercedes“, eingebaut.
Ab 1968 konnte der ambitionierte Selbstfahrer den 6.3 auch im 300 SEL kaufen. Das war die von Erich Waxenberger initiierte und als „6.3er“ berühmt gewordene Reiselimousine.

Um eine Pagode schneller zu machen, gab und gibt es genug Möglichkeiten. Das geht so weit, dass auch modernste PS starke Triebwerke mitsamt Elektronik eingebaut werden.

Ich möchte aber keine „Hybrid“-Pagode sondern ein Versuchsfahrzeug nachbauen das den Weg in die Serie nie geschafft hat.

Erich Waxenberger hat mit der 6.3er Limousine erfolgreich bewiesen, dass man den Motor auch in ein kleineres Fahrzeug einbauen kann und so kam es schließlich zu diesem Versuchswagen, der intern W 113/12 hieß und im Jahre 1967 entstand.
Mit diesem Versuchswagen, der von vielen auch gern als Powerpagode bezeichnet wurde, unternahmen die Mercedes Ingenieure auf dem Nürburgring Versuchsfahrten. Es wurden sehr gute Rundenzeiten erreicht und das Team kam zu der Erkenntnis, dass außer breiterer Reifen und verstärkter Stoßdämpfer am Fahrwerk weitere Verbesserungen anstanden.
Zur Weiterentwicklung freilich kam es nicht mehr. Schließlich war der Nachfolger R/C 107 bereits in der Entwicklung.
Am Ende wurde die Pagode, nachdem sie noch eine Zeitlang als Kurierfahrzeug auf dem Werksgelände gedient hatte, verschrottet. Außer einem Foto und weniger Skizzen ist nichts geblieben.

Mit meiner 6.3er Pagode habe ich an diesen aus heutiger Sicht historischen Versuchswagen angeknüpft.
Das heißt, ich baue diesen SL im Stil der damaligen Zeit und konsequent mit der Technik, die Ende der 60er Jahre im Mercedes Regal zur Verfügung stand.

Man hätte also das Auto 1968 genauso bauen können wie ich das heute mache.

Ein besonderes Anliegen ist mir die Sicherheit des Fahrzeuges. Im September 2009 konnte ich Erich Waxenberger, bei einer ausgiebigen Probefahrt im Bregenzer Wald, persönlich davon überzeugen, dass die 6.3er Pagode sicher zu fahren ist.
Es ist mir gelungen das Fahrwerk samt Luftfederung aus der Limousine 6.3 in die Pagode zu übernehmen.

Dank des damals bereits angewandten Baukastensystems war das auch grundsätzlich möglich. Denn die Befestigungspunkte für die Vorder- und Hinterachse sind beim SL und der Limousine identisch.

Auch wenn sich das einfach anhören mag, ist es doch eine komplexe Arbeit die viel Erfahrung, Vorstellungskraft und nicht zu unterschätzen eine gehörige Portion Ausdauer braucht, um so einen Wagen, der ja eine vollständige Einzelfertigung ist, auf die Räder zu stellen.

Der Höhepunkt bei jeder fertiggestellten Pagode ist die erste Probefahrt. Der Satte Klang des durchzugstarken Motors in Verbindung mit der einzigartigen Luftfederung jener Jahre begeistert mich jedes mal.

Am Ende kann ich sagen, dass mit der Pagode 6.3 ein Auto gelungen ist, das bei vielen Freunden alten Mercedesblechs Begeisterung auslöst und was mir ganz besonders wichtig ist: Akzeptanz! Schließlich handelt es sich hier, wenn auch mit einem im Sinne der Fahrsicherheit verbesserten Fahrwerk, um einen Nachbau eines historischen Versuchsfahrzeugs.

Damals waren es die Daimler Ingenieure, die sich für diesen Versuchswagen begeisterten und heute ist es die Powerpagode mit ihrer Leistung und einem guten Fahrwerk, welche Oldtimerenthusiasten dazu veranlasst, so ein Auto von mir bauen zulassen.

Ich lade Sie ein, mich einmal besuchen zu kommen um sich persönlich von der Pagode 6.3 überzeugen zu lassen.

Christian Kromm